Juni 2012 - Ausgabe 138
Legenden der 60er
Oskar und das zweite Gesicht von Alf Trenk |
Foto: Alf Trenk
Ersterer glaubte an eine Nachtod-Existenz in Form purer Energie: »Es gibt ein Weiterleben dessen, was man mal war, beiseite aller profanen Dinge. Man gerät in eine andere Dimension«. Letzterer arbeitete im Reichspatentamt an der Gitschiner Straße in Kreuzberg. Er stand in dem Ruf, jeden beliebigen Gegenstand mit der Wünschelrute aufspüren zu können - was ihm nebenbei dazu diente, sich vor dem Besuch seiner Freundin von der An- oder Abwesenheit ihrer Mutter zu überzeugen. Huth beschreibt ihn wie folgt: „Er war das totale Phänomen! Einmal einen Gegenstand angefasst - ein bestimmtes Od. Wie das Od entsteht, das weiß ich nicht, das konnte er mir auch nicht erklären. „ Wenn Freunde ihn baten, während ihrer Urlaubsreisen die Wohnung zu hüten, übernahm Huth auch die Pflege der darin befindlichen Fauna. Ein besonderes Verhältnis entspann sich zwischen ihm und Katzen. Hunde begrüßten ihn freudig, wann immer und wie »erfrischt« er auch nachhause kam. Katzen aber ließen ihn deutlich ihre Missbilligung spüren, sobald ihre feinen Nasen auch nur eine Spur von Alkohol wahrnahmen. Er hegte sogar den Verdacht, dass sie ihn heimlich bespitzelten. Verstört berichtete er mir einmal von einem solchen Katzenspuk: Er habe am Abend in der Küche das Büchsenfutter in den Napf geschüttet, die auf dem Tisch liegenden Spielkarten zu einem Stoß geschichtet und danach die Wohnung verlassen. Als er am frühen Morgen heimkehrte, hätten die Spielkarten - und als er dies aussprach, schien seine Stimme eine plötzliche Trockenheit zu befallen – „zu einer ganz bestimmten Formation geordnet“ auf dem Boden gelegen. Das konnte doch kein Zufall sein! Natürlich schwebte die Frage im Raum, ob die Anordnung der Karten vielleicht eine gewisse Missbilligung gegen Alkohol habe ausdrücken sollen. Aber ich verkniff es mir, sie laut auszusprechen. • |